Geschichte

Vor- und Frühzeit
Das Gebiet der heutigen Großgemeinde Pettendorf zerfällt von den natürlichen Gegebenheiten her deutlich in zwei sehr unterschiedlich strukturierte Teile. Sie decken sich im wesentlichen mit den beiden Altgemeinden Kneiting und Pettendorf. Im Raum um Kneiting und Mariaort läuft der Trichter der Regensburger Bucht aus, des westlichen Zipfels der Donauebene, einer der agrarischen Vorzugslandschaften Süddeutschlands, die sich nur in einem schmalen Streifen auch auf das Nordufer des Stromes ersteckt. Dementsprechend gehört dieser seit der Urzeit "offene" Raum noch zum bayerischen Altsiedelland. Das Pettendorfer Gebiet ist ganz anders geartet; hier geht die Donauebene in das oberpfälzische Hügelland über, das bis ins hohe Mittelalter hinein bewaldet war und erst nach der Jahrtausendwende allmählich erschlossen wurde. Es handelt sich um Ausbaugebiete, wie noch heute Siedlungsbild und Ortsnamen deutlich machen. Die beiden in der Großgemeinde aufgegangenen Altgemeinden haben infolge unterschiedlicher natürlicher Voraussetzungen eine gänzlich unterschiedliche geschichtliche Entwicklung genommen.

Das Gemeindegebiet von Pettendorf gehört, wie gesagt, zu den Ausbauzonen, die im Grunde keine Vorgeschichte haben. Denn diese Waldgegenden wurden vom Menschen in den prähistorischen Perioden höchsten begangen, nicht dagegen wirklich besiedelt. Vorgeschichtliche Siedlungsplätze konnten innerhalb des Gebietes der Altgemeinde Pettendorf bisher nicht nachgewiesen werden. Hier gibt es auch keine frühbayerischen Siedlungsspuren. Die frühmittelalterliche Besiedlung hat sich nach Ausweis der Grabfunde im Raum nördlich von Regensburg auf die Flußtäler von Donau, Naab, Laaber und Regen beschränkt.

Die Flußtäler waren früher besiedelt als der Raum um Pettendorf. Das zwischen Naab und Regen gelegene Gebiet wurde von dieser vor- und frühgeschichtlichen Siedlungstätigkeit noch nicht erfaßt. Es tritt im Grunde erst nach der Jahrtausendwende in die Geschichte ein und war bis dahin gewiß nicht menschen-, aber doch siedlungsleer.

Das Mittelalter
1. Die Genealogie der Herren von Pettendorf

Daß die Herren von Pettendorf, die nach der bisherigen Forschung angeblich 1119 ausgestorben sind, zu den bedeutendsten Adelsgeschlechtern das Nordgaus zählten, steht in der Forschung außer Zweifel: "Friedrich von Lengenfeld-Hopfenohe-Pettendorf" war der Schwiegervater des ersten wittelsbachischen Pfalzgrafen Otto aus dem Hause Scheyern. Dieser Schwiegervater war keineswegs ein unbedeutender Adeliger im bayerischen Nordgau. Dies zeigt schon die Tatsache, daß er in den Quellen des Klosters Michelfeld als reicher Grundherr bezeichnet wird, "der mit Gütern des Bistums Bamberg reichlich belehnt worden war", schrieb Wilhelm Störmer 1980 im Wittelsbacher-Katalog. Die Bedeutung dieser Herren von Pettendorf aber leitet sich sowohl in der heimatkundlichen als auch in der wissenschaftlichen Behandlung immer davon ab, daß sie Erblasser der Grafen und Pfalzgrafen von Wittelsbach, der späteren Herzöge von Bayern, waren. mit dem Anfall der Pettendorfer Erbschaft begründeten die Wittelsbacher im Nordgau ihre Machtposition im 12. Jahrhundert. Diese Tatsache wird allenthalben gewürdigt, und daraus folgert man eben, daß die Pettendorfer ein bedeutendes Geschlecht waren.

Die frühe Neuzeit
Das Jahr 1505 leitet eine neue Phase in der Geschichte des Raumes der heutigen Gemeinde Pettendorf ein. Er wird nun zerrissen. Der südliche Abschnitt mit den Ortschaften Kneiting und Mariaort blieb bayerisch und bildete zusammen mit Kager und Winzer den westlichen Ausläufer des Landgerichts Stadtamhof. Der Großteil des Gemeindegebietes aber wurde davon nun abgetrennt und dem neugebildeten Fürstentum Pfalz-Neuburg zugeschlagen. Ursache für diesen herrschaftlichen Eingriff in die gewachsene Struktur des Raumes war der Landshuter Erbfolgekrieg 1504/1505. Herzog Georg der Reiche von Bayern-Landshut (1479-1503) hatte keinen männlichen Erben. Entgegen allen Abmachungen versuchte er in seinen letzten Lebensjahren, das niederbayerische Teilherzogtum seinem pfälzischen Schwiegersohn Philipp zu verschaffen. Doch erkannte Herzog Albercht IV. von Bayern-München (1465-1508) diese Verfügung nicht an, weil sie früheren Vereinbarungen widersprach. So kam es über der Ausführung des Testaments Georgs des Reichen nach dessen Tod 1503 zum Krieg, der gerade im Raume nördlich von Regensburg ausgetragen wurde. Die Bevölkerung wurde sicherlich schlimmer in Mitleidenschaft gezogen, als aus dem Waffengang allgemein geschlossen wird, weil nur eine einzige offene Feldschlacht (bei Wenzenbach 11.09.1505) geschlagen worden ist. Denn in diese Kriegshandlungen wurde auch das nördliche Umland von Regensburg einbezogen, das im September 1504 Aufmarschbasis wurde. Auf dem Greifenberg bei Kneiting sammelten sich die bayerischen Truppen und schlugen über Wochen hinweg hier ihr Feldlager auf. Deswegen wurde auch die Bevölkerung der umliegenden Dörfer in Mitleidenschaft gezogen. Noch ein halbes Jahrhundert nach diesem Krieg lag eine Reihe von Höfen auch im Pettendorfer Raum öd. Das war eine Folge der Kampfhandlungen. Am Ende steht der von Kaiser Maximilian I. vermittelte Kölner Schiedspruch vom 30. Juli 1505, der die Wiedervereinigung Ober- und Niederbayerns in der Hand Albrechts IV. vorsah.

Die Neueste Zeit
Bis zum 2. Weltkrieg

Aus der Sicht des heutigen Betrachters zeigen das 19. Jahrhundert und auch die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts ein Bild der Beharrung, was die Entwicklung in den ländlichen Siedlungen betrifft. Die Maßstäbe freilich, die wir heute anzulegen gewohnt sind, werden von einer überaus forschen Entwicklung geprägt, die zunächst allgemein begrüßt wurde, zunehmend aber mit Sorge verfolgt wird, da die heutigen Wertvorstellung in erheblichem Maße von denen der Nachkriegszeit abweichen. Unabhängig von dieser neuen Betrachtungsweise scheint der Zeitraum von 1800 bis 1950 fast ohne größere Auswirkungen auf die Situation der ländlichen Siedlungen vorübergegangen zu sein.

Vom 2. Weltkrieg bis heute

Der 2. Weltkrieg brachte auch über unseren Raum viel Leid. Zwar blieb die Gemeinde Pettendorf weitgehend von unmittelbaren Kriegseinwirkungen verschont, aber der Tod vieler Bürger aus den Gemeinden Kneiting und Pettendorf ist auf die Ereignisse des Krieges zurückzuführen, wie uns die Kriegerdenkmäler zeigen. Insgesamt verloren aus der heutigen Gemeinde Pettendorf 109 Bürger infolge von Kriegseinwirkungen ihr Leben (einschließlich der Angehörigen von Flüchtlingen).

Auch auf die wirtschaftliche Entwicklung hatte der Krieg einen sehr negativen Einfluß. Viele, besonders die kleinen landwirtschaftlichen Betriebe waren in einem schlechten Zustand. Der Viehbestand war gegenüber 1939 weit geringer. Da Gerät, das in der Landwirtschaft benötigt wurde, war veraltet. Viele Gebäude waren in einem schlechten baulichen Zustand. Die Erträge der Felder waren zurückgegangen.

 
Auszüge aus dem Buch "Gemeinde Pettendorf - Geschichte und Gegenwart"
(Dieses Buch - 331 Seiten - Hardcover-Einband - kann gegen eine Gebühr von 3,-- € zuzügl. Portokosten bei der Gemeinde angefordert werden)